Freitag, 30. Oktober 2015

Meister der Schnitzkunst

Was passiert wenn man dem Kind schon als Dreijährigem ein Taschenmesser schenkt? Genau, er schnitzt munter drauf los und vergrößert im Laufe der Jahre beständig seine Messersammlung. Gegen die Behauptung, die Leidenschaft für alle namhaften Messerhersteller wäre genetisch bedingt verwehre ich mich ausdrücklich. Ich hab nämlich nur drei verschiedene Taschenmesser. Eins davon immer in der Handtasche was sich schon oft bewährt hat.

Die meisten anderen Leute  haben sich natürlich Sorgen ums Kindswohl gemacht wenn man ihn mit so gefährlichen Dingen hantieren lässt. Bis vor kurzem ist wirklich noch nie etwas passiert. Aber es gibt für alles ein erstes Mal. Und bevor Euch jetzt kollektives Entsetzen packt, er hats überlebt.

Vor ein, zwei Monaten saß Herr Schreberstreber mal wieder in Begleitung auf seinem Baumhaus-Rohbau und hat irgendetwas geschnitzt oder Kastanien aufgeschnitten oder was auch immer. Ich habe das Erdbeerbeet winterfest gemacht. Also das alte Stroh entfernt, die Ableger abgenommen, die überalterten Pflanzen rausgeschmissen usw. Irgendwann kam der Ruf von oben: Mama, kommst Du mal. Das klang jetzt nicht besonders wichtig oder kläglich und so sah ich mich nicht veranlasst, die Arbeit sofort zu unterbrechen. Wenn ich das nämlich bei jedem "kommst Du mal" machen würde, gäbe es bis heute noch kein sauberes Erdbeerbeet oder überhaupt irgendetwas ... Als ich mich dann umdrehte, stand der Herr Sohn am Rand des Baumhauses, hat den Finger schön nach unten gehalten und das Blut tropfte stetig auf den Boden. Ich möchte jetzt nicht behaupten, dass sich dort schon eine Lache gebildet hätte, das ist im Rasen eher schwierig. Aber der Rasen unterhalb des Baumhauses war zumindest nicht mehr grün. Foto gibts keines, denn ich bin dann doch lieber gen Verbandskasten (den ich in weiser Voraussicht gleich zu Anfang im Schrebergarten deponiert hatte - ich dachte dabei allerdings eher an Verletzungen, die ich mir beim Garteln zufügen würde) gerannt und habe noch Anweisung gegeben, den Finger gefälligst nach oben zu halten. Er hatte sich einen sauberen Schnitt am linken Mittelfinger zugefügt, der sobald das Blut nicht mehr ungehindert nach unten abfliessen konnte, relativ schnell verarztet war. Erstaunlicherweise war er in dem Fall so richtig tapfer was ich ihm gar nicht zugetraut hätte, da ansonsten jedwede Miniverletzung dramatisiert wird (vergleichbar mit einem Männerschnupfen).

Die Wunde ist mittlerweile verheilt und es sind weder physische noch psychische Schäden zurückgeblieben. Ganz im Gegenteil. Seit die ersten Kürbisse am Strassenrand auftauchten, ist er im Schnitzwahn. Bis letzte Woche konnte ich ihn noch mit dem Argument ausbremsen, dass so ein geschnitzter Kürbis selten viel länger als eine Woche durchhält und bis Halloween dann alles Matsch wäre. Aber als letzte Woche der amerikanische Abend-Aufpasser (Babysitter brauchen große Jungs nicht mehr!) da war, ging es den ersten zwei Kürbissen an den Kragen. Ich habe beim Gehen noch den Verbandskasten hingestellt und das Kind ermahnt, lieber die Fliesen als den Teppich vollzubluten. Jetzt heißt es, ich wäre eine Rabenmutter...


Aber alles gut. Ein Schnitzwerk war ein Totenkopf, der nicht so doll ausschaut. Aber schließlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Im Vergleich zu den Vorjahres-Kürbissen ist allerdings ein deutlicher Fortschritt zu sehen. Der Hammer war der zweite geschnitzte Kürbis. Die Eule sieht so gut aus, dass ich gleich mehrmals nachgefragt habe, ob da nicht der Abend-Aufpasser die Finger im Spiel hatte. Beide haben allerdings übereinstimmend versichert, dass dieser die Finger nur für niedere Tätigkeiten wie Kürbis auskratzen verwendet hat.






Meine Ernte bestand dieses Jahr nur aus ein paar Rondinis, die in der Küche gelandet sind und zum Beschnitzwerden eh zu klein gewesen wären.  Die größeren Kürbissorten haben die Schnecken Anfang der Saison vertilgt. Es wurden also weitere Kürbisse zugekauft. Der eine ist bereits mit einer Hexe verziert und dieses Mal durfte ich den Part mit den niederen Tätigkeiten übernehmen. Jetzt haben wir noch einen Kürbis übrig und müssen uns bis heute Abend auf ein Motiv einigen. Das Kind ist natürlich für irgendeine schreckliche Fratze während ich ein Katzenmotiv favorisiere.

Gott sei Dank gibt es natürliche Grenzen in Form von vorhandenen Treppenstufen für geschnitzte Kürbisse und somit ist nach 4 Kürbissen Schluss. Dummerweise habe ich die Krautgartenparzelle schon zurück gegegeben, denn wenn ich die Kürbisleidenschaft meines Sprösslings erahnt hätte, hätte ich dort den Platz gehabt, um nächstes Jahr ein paar richtig große Halloween-Kürbisse anzubauen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung (https://gemuese-gemurmel.blogspot.de/p/datenschutzerklarung.html) und in der Datenschutzerklärung von Google.