Montag, 15. Februar 2016

Frauennerfling am Valentinstag

Nein, ich habe mich nicht verschrieben. Frauennerflinge hätte ich bis gestern auch ausschließlich mit "v" geschrieben. Seit gestern kenne ich die wesentlichen Merkmale dieses Frauennerflings:
  • Familie: Cyprinidae (aus Zypern?)
  • Körper: langgestreckt (da hat wohl keine Frau was dagegen) und seitlich abgeflacht (hmmm)
  • Mund: leicht unterständig (das ist wenn der Oberkiefer länger ist - sehr logisch)
  • Zur Laichzeit tragen die Milchner einen Laichausschlag am ganzen Körper
Spätestens jetzt dürfte jedem klar sein, dass es sich hier nicht um eine spezielle Unterart des gemeinen Krautgärtners handelt.


Die Unterscheidung zwischen kehlständigen, brustständigen und bauchständigen Bauchflossen, zwischen einem endständigen, unterständigen oder oberständigen Maul und zwischen Rund- und Kammschuppen war bis gestern Neuland für mich und sollte aber in 4 Wochen im Rahmen der Fischerprüfung ohne Nachdenken aus mir raussprudeln. Keine Ahnung wie ich das schaffen soll!

Aber von Anfang an: Über meine pädagogischen Fehlversuche, dem Kind die Angelbegeisterung auszutreiben habe ich ja schon berichtet. Auch der anschließende "wenn-dann"-Versuch (wenn DU fischen willst, dann mache ich nicht ALLEINE die Prüfung) hatte nicht den gewünschten Erfolg. Mit 12 Jahren kann man die Fischerprüfung ablegen und deshalb sitze ich seit gestern mit dem jungen Petrijünger sonntags (mit früh aufstehen und weit fahren - bäh!) im Saal einer oberbayerischen Gaststätte und fühle mich wie bei einer Aufsichtsratssitzung. Der Damenanteil dürfte nämlich maximal 10% betragen.

Der Vortrag der Dozentin (!) ist durchaus amüsant und gelegentliches Wegdämmern wegen a) früh Aufstehen und b) eher rudimentärem Interesse am Objekt Fisch vor Erreichen des Pfannenstadiums konnte bisher vermieden werden. Außerdem fungiere ich ja auch als Privatsekretärin für den kleinen Krautgärtner und kann mir gelegentliches Abschweifen gar nicht erlauben. Schließlich muß ich dem Vortrag lauschen, mitschreiben, die wichtigen Passagen in den Unterlagen farbig markieren und nebenbei dem Anglerlatein meines Sohnes aus seinem unermeßlichen Erfahrungsschatz von 3 Angelausflügen lauschen.

Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte es völlig gereicht wenn wir die Besonderheiten von Waller, Zander, Forelle, Saibling und Renke gelernt hätten. Andere Fische muss ich gar nicht fangen und essen und schon gleich gar keinen Aal. Wahrscheinlich kann ich von Glück sagen, dass wir nicht irgendwo im Norden an der Küste wohnen. Mir reichen die 70 bayerischen Arten, von denen ich zumeist noch nichts gehört habe und die ich trotzdem unterscheiden können muss (auch die bereits ausgestorbenen - Hallo!). Oder wer von Euch weiß aus dem Stand mit Schlammpeitzger, Schmerle, Aitel, Moderlieschen und Güster etwas anzufangen? Ich mag mir gar nicht ausmalen welche Meeresfische man im Norden lernen muss.

In Bayern gibt es einen verbindlichen Fragenkatalog aus 1.000 Prüfungsfragen für 2016 aus den Bereichen
  • Fischkunde,
  • Gewässerkunde, 
  • Schutz und Pflege der Fischgewässer / Fischhege, 
  • Fanggeräte / fischereiliche Praxis / Behandlung gefangener Fische,
  • einschlägige Rechtsvorschriften
aus denen sich die 60 Prüfungsfragen (jeweils 12 aus jedem Bereich) zusammensetzen. Meine Hoffnung, mit Mut zur Lücke (insbesondere bei der Fischkunde) in die Prüfung gehen zu können, wird dadurch zunichte gemacht, dass man in jedem einzelnen Bereich mindestens die Hälfte und insgesamt mindestens 45 der Fragen richtig beantwortet haben muss.

Mein Lieblingsprüfungsbereich Fischkunde umfasst in diesem Fragenkatalog allein 319 Fragen. An sich logisch wenn es um Fische geht, aber trotzdem nicht prickelnd. Ihr wisst also, was ich in den nächsten Woche mache wenn ich nicht im Büro oder im Lehrgang sitze.

Im Hinblick auf die zu erwartenden Folgekosten: Angel und diverses Zubehör ("Man braucht ja was um den Fisch bääh zu machen."), Kanu, Boot mit Motor, Bootsführerschein, Pick-Up mit Bootsanhänger usw. muss ich mir auch noch ein paar Gedanken machen.

Wir haben uns jetzt jedenfalls schon mal von unserem Metzger verabschiedet, denn sollten wir jemals diese Prüfung mit viel Mut zur Lücke schaffen, brauchen wir kein Fleisch mehr (denkt zumindest der kleine Krautgärtner - siehe Fischteich und Pädagogik). Meine Güte, wie leben wir dann gesund! Gemüse aus dem eigenen Schrebergarten und selbst erlegte Nerflinge. Ich bin nur froh, dass man keine Gemüseprüfung ablegen muss bevor man auf einen Kraut- oder Schrebergarten losgelassen wird.

Der Mensch lebt nicht vom Brot Fisch allein und darum habe ich zwischendrin mal ein paar Samen für die Fensterbankvorzucht ausgesät:

  • Cabbage Savoy Winterking (Wirsing) 
  • Cabbage Cuor die Bue ( Spitzkohl)
  • Cabbage Kalibos (Blaukraut)
  • Cabbage Wintergreen (Weißkraut)
  • Erdbeere Mignonette - Erdbeeren aus Samen ziehen, das wird spannend
  • Kohlrabi Noriko 
  • Lauch Lyon 2 Pricetaker - einen Versuch ist es wert obwohl Lauch nach herrschender Meinung besser als Jungpflanze eingesetzt wird.
  • Lettuce Freckles - der hübsche Römersalat mit den roten Sprenkeln

Ja, und weil ich keine bayerische Gärtnerprüfung abgelegt habe und weil die Klopapierrollen alle waren und weil ich offenbar nicht lernfähig bin habe ich Spitzkohl und Wirsing nicht besonders sorgfältig in einer Plastikschale ausgesät. Die Minitriebe, die jetzt rausspitzen schauen irgendwie alle gleich aus. Mann, Mann, Mann! Spätestens bei der Ernte werde ich den Unterschied dann hoffentlich erkennen.

6 Kommentare:

  1. :-)

    Das wär ja mal was - eine Gemüsegärtnereiprüfung für angehende Schrebergarten-, und Hobby-Gärtner

    *noch immer lachend* Renate

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    1. Man könnte bei der Gemüsegärtnerprüfung ja ein Fach "Schneckenbekämpfung" einführen :-)
      Herzliche Grüße, Angela

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  2. ...du hast schon ausgesät...(drinnen, ich weiß)
    bei uns hat es draußen heute -6°.
    Mir ist noch nicht nach Aussaat.

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    1. Na ja, es war ja schon ziemlich frühlingshaft bei uns. Mit diesen niedrigen Temperaturen hatte ich in diesem Winter nicht mehr gerechnet. Aber alles gut. Ich habe ein paar Salate und verschiedene Kohlsorten draußen unter Folie. Bisher schauen sie trotz der eisigen Temperaturen noch gut aus. Und natürlich Tomaten am Fensterbrett.
      Ich wollte meine Pflanzen dieses Jahr schon in einer gewissen Größe auspflanzen damit sie nicht gar so schneckenanfällig sind.
      Herzliche Grüße, Angela

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  3. Nerfling klingt fantastisch!
    (Ich hab erst lange in dem Beitrag hin- und hergelesen...hihi)
    Was sagt man nun? Petri Heil?
    Liebe Grüße!

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